NN/PEG/LOKAL/LOKAL1 - Mi 11.05.2024
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Schönheit des Himalaya
hautnah
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Bergsteiger
Heiner Seidel fand Nepal-Trekkingtour zu den einfachen Menschen
NEUDORF - Heiner Seidel ist ein stiller Mann
ohne viel Aufhebens, vielleicht durch seinen künstlerischen
Beruf bedingt: 29 Jahre lang entwarf er bei "Poser" die Teppiche und
arbeitet jetzt in der Produktentwicklung für Deko- und
Möbelstoffe.
Keiner sieht ihm an, dass er ein
ausdauernder Alpinist ist, der fast jeden Gipfel der Ostalpen bestiegen
hat. Diesmal war er im Himalaya, weil er sich schon lange dachte: "Da
musst Du mal gewesen sein."
Aber er wollte nicht das Extrem-Bergsteigen
in den Achttausendern, sondern die einfachen Nepalesen sehen, in den
Bergdörfern. Es gelang ihm. Seine Fotografien zeigen keine
gleißenden Gletscher und verfrorene Sonnenbrillen, sondern
die freundliche Familie des Dorf-Lamas, einfache Hausküchen,
das Sitzen und Singen um eine kleine Feuerstelle mitten im Zimmer.
"Ich hab so gute Begegnungen gehabt", sagt
er. "Dieser sanfte Tourismus hilft wesentlich der Bevölkerung,
die sich oft hoch verschuldet für ein kleines Teehaus am Weg.
Wir sind extra oft eingekehrt, immer woanders. Und das Wandern ist viel
schöner."
Heiner Seidel, 63, kam früh zum
Bergsteigen, weil er einmal in Augsburg wohnte und dort Anschluss an
den Alpenverein bekam. Er machte einige Kletterkurse, "und das ist mir
ein Leben lang geblieben, 40 Jahre."
Im letzten Jahr war er im Rofan-Gebirge und
in den Berchtesgadener Alpen. Im Herbst überquerte er die
Zugspitze vom Höllental nach Ehrwald in Österreich.
Gipfel wie der Ortler, die Ötztaler Wildspitze oder der
Similaun gehören zum Repertoire.
Dann stand der Sprung nach Nepal an, aber
nicht mit dem exquisiten "Summit-Club" des Alpenvereins. "Das sind
meistens 15 Leute mit 30 Trägern, alles perfekt. Ich wollte
eine kleine Gruppe."
Heiner Seidel fand sie bei Günter
Christof, einem pensionierten Polizeibeamten aus Burggaillenreuth bei
Ebermannstadt. Der machte sein Hobby des Himalaya-Wanderns zum Beruf
und bietet Dreieinhalb-Wochen-Trips für 1645 Euro,
für sechs bis sieben Mann. "Das passt, dachte ich mir", sagt
Heiner Seidel. "Der kennt die Träger und die
Bergführer persönlich."
Seidel bekam eine Tour im Norden von
Kathmandu, im Naturschutzgebiet rund um den Siebentausender Langtang,
gleich vor der tibetischen Grenze.
Der höchste Berg der Reise, der
Tsergo Ri, hatte 5033 Meter und war der einzige, der von der Gruppe
bestiegen werden konnte, weil unerwartet starker Winter herrschte: "Wir
steckten bis zur Hüfte im Schnee."
Unerreichbar grüßten
rechts und links der Yala Peak (5500) und der Gang Chempo (6387). Sie
fielen wegen eines Schneesturms aus.
Heiner Seidel nahm es leicht. Er
fühlte sich entschädigt von der abenteuerlichen
Anfahrt mit dem Bus ins kleine Dhunche auf fast 2000 Metern
Höhe, vom Trekking zum Dorf Langtang, von den
blühenden Rhododendronwäldern danach, als es auf
einer anderer Route zurückging bis vor die Tore der Hauptstadt.
Er sah kleine Klöster. Er
hörte exotische Musik und Gesänge ("Da läuft
Dir die Gänsehaut runter"). Er erlebte den einfachen Lama als
spontanen Helfer beim Gepäcktragen ("mit Messe für
uns auf dem Pass!"). Und er bestaunte den heiligen Gosainkund-See, eine
uralte Pilgerstätte der Hindus.
Gewappnet durch viel Joggen beim
"Lauftreff", durch Radfahren und Tennis zu Hause, hatte Seidel keine
Probleme und vermutet: "Da kann jeder mitgehen. Er sollte nur
ordentlich Kondition haben. Einmal war es eine
Zwölf-Stunden-Tour, und an einem Tag ging es 1200
Höhenmeter rauf und 1500 runter."
Er kam um die Höhenkrankheit
herum, die drei Kameraden erwischte ("Durchtrainierte Männer -
da steckst net drin") und er vertrug das Original-Essen: "Talbat, das
ist Reis- und Linsensuppe, dann Fladen, Yakbutter und Yakkäse.
Der hat so seinen eigenen Geschmack, zwischen Ziege und Schaf."
Jetzt reizt ihn eine zweite Tour im
Oktober, auf den Gang Chempo. "Der ist an sich leicht. Man braucht aber
drei Zeltlager. Vielleicht find' ich zwei, drei Mann, die mitmachen.
Das würd' mich schon wahnsinnig reizen."
THOMAS KNAUBER
Heiner Seidel (l.) auf dem Tsergo
Ri in 5033 Metern Höhe mit deutscher, nepalesischer und
bayerischer Flagge. Die bayerische blieb oben, an eine Gebetsschnur
gehängt. Fotos: privat
In solch kleinen, einfachen
Küchen scharten sich die Deutschen gern um den warmen Ofen und
antworteten auf die heimischen Lieder mit ihren Volksliedern
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